Info

2015 „Mozarts Requiem“

St. Nicolai Eckernförde St. Nikolai Flensburg, Mariekirke Sønderborg

Musik:Wolfgang Amadeus Mozart
Inszenierung und Choreographie:Stela Korljan
Fotos: Karin Riggelsen
Presse

Mozart Requiem gesungen und getanzt

Seit einem knappen Jahr verfolgt die kirchenmusikalische Initiative „No Borders Company“ das Ziel, das ihr Name nahelegt. Sie will Kunstprojekte ohne Grenzen realisieren, in denen sich Musik und Tanz, Profis und Laien, Tradition und Moderne begegnen – und dies alles auch noch beiderseits der deutsch-dänischen Grenze.

Von Oliver Stenzel
Eckernförde

Wer so viel will, muss sich gut fokussieren können. Dass gerade die bislang aufwändigste Produktion der Company, eine choreographierte Umsetzung von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem, am Sonnabend in der dicht besetzten St.-Nicolai-Kirche insbesondere durch diese Qualität überzeugt, erscheint
daher umso bemerkenswerter.

Seit einem knappen Jahr verfolgt die kirchenmusikalische Initiative „No Borders Company“ das Ziel, das ihr Name nahelegt. Sie will Kunstprojekte ohne Grenzen realisieren, in denen sich Musik und Tanz, Profis und Laien, Tradition und Moderne begegnen – und dies alles auch noch beiderseits der deutsch-dänischen Grenze. Wer so viel will, muss sich gut fokussieren können.

Dass gerade die bislang aufwändigste Produktion der Company, eine choreographierte Umsetzung von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem, am Sonnabend in der dicht besetzten St.-Nicolai-Kirche insbesondere durch diese Qualität überzeugt, erscheint daher umso bemerkenswerter.

Der Abend beginnt mit fordernden Klängen. Sie kommen von der Orgelempore, auf der der dänische Organist Frode Stengaard das Stück Intersection seines Landsmanns Bent Lorentzen spielt, dessen dissonantbedrohlich
wirkende Tonsprache den ganzen Abend über für Kontraste zwischen den Sätzen des Requiems sorgt.
Im Spannungsfeld von altem und neuem Ausdruck scheint sich auch die von Stela Korljan entwickelte Choreografie zu Mozarts Totenmesse zu bewegen. In deren Mittelpunkt steht ein schlicht als „ER“ benannter Tänzer (Alexander Abdukarimov), der sich zu Beginn des Abends aus einem Leichentuch zu befreien und sich dann im tänzerischen Dialog mit drei weiteren Figuren zwischen Leben und Tod zu bewegen scheint. Seine Doppelrolle als „Vater“ und „Bote“ füllt Mircea Suciu-Korljan mit klaren Bewegungen und dem Understatement des gereiften Tänzers aus. Als „Diesseitige“ und „Jenseitige“
demonstrieren Anastasia Kurkova und Marina Kanno, wie Abdukarimov Ensemblemitglieder des Berliner Staatsballetts, eindrucksvoll den gegenwärtigen Stand der Kunst.

So kann man hier Tanz auf Hauptstadtniveau erleben, dessen Formsprache durch die gemischte Besetzung, aber auch aufgrund der stimmigen Inszenierung gut mit den übrigen Elementen des Abends harmoniert.

Katja Kanowski geleitet den St.-Nicolai-Chor Eckernförde und die Ars Musica Flensburg inspiriert durch die verschiedenen Stationen des Requiems, liefert den Tänzern eine ausgeglichene musikalische Basis und nimmt auch nach den Orgel-Interludien den Faden der Mozartschen Musik stets angenehm natürlich wieder auf.
Das i-Tüpfelchen bilden schließlich Marret Winger (Sopran), Manuela Mach (Alt), Nicholas H. Smith (Tenor) und Jonathan de la Paz Zaens (Bass) als versiertes und stimmig eingebundenes Solistenquartett.

Ein berührender Abend, ganz aus einem Guss: Dass der Applaus dafür „grenzenlos“ ausfällt, versteht sich von selbst.

Quelle: Kieler Nachrichten

Presse

Pure Dramatik durch Musik mit großer Tiefe

„No Borders Company“ präsentiert Mozarts Requiem / Chor, Tanz und Choreografie begeistern

von shz.de
10. November 2015, 06:07 Uhr

„Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“

Diese Aussage von Franz Kafka, die die „No Borders Company“ ihren Projekten voranstellt, schien sich am Sonnabendabend in der St. Nicolai-Kirche irgendwie zu erfüllen. Nach einer Stunde formidablen Kunsterlebnisses schreitet das Publikum dem Ausgang entgegen – noch ganz versunken in Tiefe und Intensität von Mozarts Requiem, aber irgendwie auch frisch und wie neu geboren. Ob das die optische Schönheit der von vier Tänzern getanzten Parts bewirkt oder die durch den St.-Nicolai-Chor und die Gesangssolisten erzeugte Melancholie. Oder ob die aufschreckend bis quälend atonal empfundenen Orgelumrahmungen des zeitgenössischen Komponisten Bent Lorentzen (DK) dafür verantwortlich
sind – dieses kulturelle Gemeinschaftswerk entlässt einen voller Demut, aber auch voll Kraft und Energie, sich dem normalen Leben wieder zu stellen.

Der Chor unter der Leitung von Katja Kanowski, Inszenierung und Choreografie von Stela Korljan und der Däne Frode Stengaard an der Orgel schufen erneut ein tänzerisch-musikalisches Projekt, das über Grenzen
hinweg begeistern wird. Stimmlich unterstützten Marret Winger (Sopran), Manuela Mach (Alt), Nicholas H. Smith (Tenor) und Jonathan de la Paz Zaens (Bass) die Eckernförder Sänger ganz hervorragend. Der junge russische Tänzer Alexander Abdukarimov („Er“) besticht nicht nur durch seinen tanzgestählten Körper, der Muskeln dort zeigt, wo sie noch nicht einmal ein griechischer oder römischer Bildhauer vermutet hätte. Er vermag es auch, mit diesem Körper, seiner Mimik und seiner (Strahl-)Kraft die Dramatik des 1791 entstandenen Requiems widerzuspiegeln – wie die Skulptur des Laokoon in seinem Todeskampf mit den Schlangen. Beeindruckend klar und enorm ästhetisch durch die Szenen begleitet wird er von Anastasia Kurkova („Die Diesseitige“) und Marina Kanno („Die Jenseitige“) – wie ihr junger Kollege vom Staatsballett Berlin – und Mircea Suciu-Korljan („Der Vater“/„Der Bote“). Letzterer ist Ehemann der Choreografin, lehrt und lebt nach seiner Ballettkarriere als Tanzpädagoge „das Wissen um den Körper, die Leichtigkeit und die Kraft des Tanzes.“

Mozart schrieb im Jahr 1787 an seinen Vater: „Da der Tod der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich mit diesem wahren besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nichts
Abschreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes.“ Was vier Jahre später als Auftragsarbeit in Auseinandersetzung mit dem Thema Tod entstand und durch den Tod des Komponisten unvollendet blieb, wurde im Film „Amadeus“ 1984 vielen Menschen erstmals näher gebracht. Und selbst wenn im Spielfilm manches Detail, einer besseren Vermarktung des Films zuliebe, nicht immer belegbar
sein mag – der Dramatik des Requiems konnte sich schon damals keiner entziehen. So steht es auch im Programmheft der „No Borders Company“: „Eine Musik mit enormer Suggestionskraft, von großer emotionaler Intensität und dramatischem Ausdruck. Auf schönste Weise düster, drohend und ahnungsvoll.“ Genau. Auf schönste Weise. Karin Gall aus Eckernförde konnte sich der Wirkung nicht entziehen: „Großartig. Ganz, ganz großartig. Die Solisten, der Chor, das Orchester – große Klasse. Die Orgel zwischendurch war etwas schrill, das tat mir richtig etwas weh in den Ohren – aber sonst: toll. Das kann gerne öfter stattfinden.“

– Quelle: https://www.shz.de/11161926 ©2019