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2013 „Graesstrået“ – „Der Grashalm“

2013 „Graesstrået“ – „Der Grashalm“ – Tanztheater – Uraufführung   

„Alsion“ Sønderborg, Dänemark (170 Teilnehmende Ballettschüler:innen aus der ganzen Sønderjylland Region – 4-18 J. – und Solisten des Balletts der Oper Kiel)

Choreographie, Inszenierung, Libretto: Stela Korljan
Musik: Else Marie Pade & Cristina Ana
Bühnenbild: Sibylle Meier
Kostüme: Tina Bessadóttir & Melissa Mathies
Choreographische Assistenz: Melissa Mathies, Helio Porcaro, Anne Panjwani, Mircea Suciu-Korljan
Film/Video: Holger Heissinger & Stela Korljan
Fotos:Patricio Soto, Karin Riggelsen

DER GRASHALM

Von El Forman

Sie war nichts und wollte nichts sein
Sie hatte viele grüne Himmel über sich
Darum konnte sie nicht den blauen Himmel sehen
Unter den langen Tannengardinen, war es ihre eigen‘ Sonne

Am Morgen, wenn sie in ihrem Taumantel stand, war sie eines der Wunder dieser Welt
Den ganzen Tag verbeugte sie sich und nickte, und sah so entzückend jung wie im allerersten Jahr aus

Sie stand hoch auf den Zehen und war ein Ballettkind, ohne gekrümmte Brust und wogende Hüften – nur graziöse Anmut.
Betreten von laufenden Jungen, lachenden Mädchen und trippelnden Vögeln und fliegenden Pferden.

Durch Stürme gebogen und versank im Meer unter weißen Wellen
Sie konnte ihr Herz hören, „steh auf, Dein Stiel ist stark“ du lebst!

In den grünen Farben ist Feuer
Das sah der Maler, und malte den Grashalm saugend, durchdringend grün auf seiner Leinwand
Ein Pinselstrich, dem ein flammender Blitz entsprang, ein Maler nicht ganz bei Trost, ein Künstler eben

Der Grashalm schwankte vor Entzücken
Es war nicht Wichtigtuerei, es war Freude
Der Rest des Bildes sind Flächen wie sie die Wälder sind
Die Flächen reichten über die Leinwand hoch zum Gesang der Vögel und hinunter ins Tal, wo der Brunnenauslauf voll mit Quellwasser stand.
Sie war so hübsch wie ein Märchen oder eine Ballade und in einem Märchen kann alles geschehen, und
Eines Tages vermählte sich der Grashalm

Glühwürmchen leuchteten und die weißen Rosen dufteten, vier Nachtigallen sangen Serenaden, die lauter Liebe waren
Der Mittsommer wurde Hochsommer, der Kuckuck rief den letzten Ruf. Die Eberesche schüttelte den Kopf zu all dem Durcheinander und wurde oben rot, und der Sturm heulte wie Orgeln auf dem Meer und der Landbote kam mit Telegrammen
Die Schatten tanzten Brautwalzer
Die Mücken tranken sich voll und der Regentropfen lief über die Braut
Sie, die nichts war

Nach der Hochzeit kamen kleine Kinder,
Einige flogen umher mit Flügeln, und einige büschelten sich zusammen wie wilde grüne Halme in langen Bahnen vom Gipfel des Waldes bis ins Tal entlang des schmalen Pfades ganz hinunter zum Brunnen, der das Quellwasser hinaufbeförderte

Herum um alle Halme und die Wildrosen
So wächst Glück heran

Sie waren wie lange Kinderreime aller Kinderlieder
Von „Dornröschen ist ein liebes Kind“ und bis „die Welt ist so groß, so groß, kleiner, kleiner Lasse“
Sie spielten auch Sturmwind, dass die Erde sich wog
Die Tannengipfel schauten hinunter und verstanden nicht, wie etwas, was nichts war, so viel sein konnte.
Eines Tages sank sie zusammen und der Grashalm verwelkte
Das Buchenblatt, der Lärchenbaum und der Grashalm wurden zu Gold
Es ist die Farbe des Schlafes, nicht des Todes
Der fliegende Sommer war vorbei.

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Græsstrået – „der Grashalm“ – huldigt der Kunst durch Tanzen

Die Neuinszenierung des bahnbrechenden dänischen Fernsehballetts „Græsstrået“ im Alsion in Sonderburg huldigt der Kunst durch Tanzen sowie der Choreografin des ursprünglichen Balletts, der heute 98-jährigen Nini Theilade, die auch bei der Premiere dabei sein wird.

Die monatelangen Vorbereitungen erreichen ihren Höhepunkt, wenn am Sonntag, 17. November, beinahe 150 Kinder, Jugendliche und eine Reihe professionelle Künstler zur Premiere der Neuinszenierung des dänischen Fernsehballetts „Græsstrået“ in den Konzertsaal im Alsion in Sonderburg, Süddänemark, einladen.
Für die Choreografin Stela Korljan hat sich das Ballett im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einer Huldigung der dänischen Ballettdiva Nini Theilade entwickelt. Die heute 98-jährige Choreografin des ursprünglichen Stücks wird zur Premiere in Sonderburg erwartet.
„Zu Beginn des Projekts habe ich Nini Theilade kennengelernt, und dieses Treffen hat mich noch mehr dafür begeistert, das Ballett inszenieren zu dürfen. Es handelt nicht nur von einem Grashalm, sondern auch über das Leben Nini Theilades. Das Stück ist ein Spiegel ihrer Art, an Kunst heranzugehen. Für sie geht es nicht allein um perfekte Bewegungen, sondern viel mehr noch um den Ausdruck. Und so sollte es auch sein“, meint Stela Korljan. Nini Theilade war für ihr ausdrucksstarkes Tanzen bekannt. In Lone Kühlmanns Buch von 2006 „Nini Theilade – Dansen var det hele værd“ (auf Deutsch etwa: „Das Tanzen hat mein Leben lebenswert gemacht“) beschreibt Nini Theilade ihren Zugang zum Tanzen so: „Ich konnte mich nie als besonders stark in der Technik bezeichnen, aber ich hatte ein ausgeprägtes Körpergefühl und habe immer den ganzen Körper und nicht zuletzt Arme und Hände mit einbezogen. Außerdem habe ich stets mit dem Boden getanzt, nicht gegen ihn. Ein Großteil meiner Choreografie findet unten auf dem Boden statt. Anmut, Einfühlungsvermögen und das große Ganze waren meine Stärken, kraftvolle Sprünge eher nicht.“

Vorführung des TV-Balletts beim DEFINE-Festival

Das ursprüngliche Ballett aus dem Jahr 1965 hat seinen Platz als dänisches Kulturerbe und ist seit seiner Entstehung nicht verändert worden. Es wurde von Nini Theilade und der Komponistin Else Marie Pade für das Königlich Dänische Ballett (Den Kongelige Ballet) zur Aufführung im Fernsehen geschaffen und sorgte aufgrund seiner experimentierenden Kunst für Furore: Else Marie Pade arbeitete mit elektronischer Musik, die zu der Zeit äußerst ungewöhnlich war. Die Neuinszenierung von „Der Grashalm“ wird daher auch während des diesjährigen DEFINE Electronic Music Festival im Alsion in Sonderburg auf die Bühne gebracht. Und am 16. November, 17.30 Uhr, wird darüber hinaus die ursprüngliche Fernsehversion von „Græsstrået“ auf einer Großleinwand zu sehen sein.

Alles ist grün

Stela Korljan, die aus Sarajevo stammt und heute in Flensburg lebt, unterstreicht, dass bei der Premiere am 17. November eine ganz neue Version des Balletts gezeigt wird. Der größte Unterschied zur Originalfassung ist wohl, dass Kinder und Jugendliche auf der Bühne stehen –Tänzerinnen und Tänzer von Sønderjyllands Danseakademi, von Kulturskolen Esbjerg und von der Abteilung Sport & Performance der Schulen in Oure auf Fünen, wo Nini Theilade weiterhin aktiv unterrichtet. Zudem sind Tänzer aus Kiel dabei sowie Teile des Kinderchors Sønderjysk Pigekor og Drengekor unter der Leitung von Cristina Ana, die über das Einstudieren des Chors hinaus neue Musik zum Stück komponiert hat.

In den letzten Monaten war das Leben der Choreografin von der Farbe Grün erfüllt:
„Mein Leben ist ein grüner Spielplatz. Alles ist grün: Szenografie, Kostüme, Bewegungen, Musik und die Philosophie dahinter. Mir geht es auch darum, die Kinder zu inspirieren und ihre Fantasie – und damit auch die des Publikums – anzustoßen. Ich versuche, ‚green fire‘ („grünes Feuer“) weiterzugeben: Begeisterung dafür, sich künstlerisch auszudrücken“, so Stela Korljan.

Der Zyklus der Natur und allen Lebens

Das Stück „Der Grashalm“ wurde ursprünglich nach einem Gedicht der dänischen Dichterin El Forman geschaffen. Es handelt vom Zyklus der Natur und des Lebens – von der Geburt im Frühjahr bis hin zum Tod im Herbst. El Forman schrieb über den Grashalm: „Es war nichts und wollte nichts sein“.
Für die Version 2013 wurde auch ein neues Libretto geschrieben. Hierfür dienten zusätzlich die Werke des Amerikaners Walt Whitman als Inspirationsquelle. Sein Hauptwerk, „Leaves of Grass“ (Grashalme) genießt Weltruhm. In seiner Dichtung betrachtet Whitman alles Lebende als eine einzige Bewegung, die uneingeschränkt dahinströmt. Er schrieb: „Ich glaube, ein Grashalm ist nicht geringer als das Tagwerk der Sterne“.
„Für mich heißt das, dass es im Leben keine vorgeformten Antworten gibt. Man muss es ständig weiter erforschen. Das ist etwas ganz Besonderes und Großes“, sagt Stela Korljan.

STELA KORLJAN

  • Stela Korljan wurde 1959 in Sarajevo im früheren Jugoslawien geboren, wo sie auch den ersten Ballettunterricht erhielt. Sie setzte ihre Tanzausbildung in Los Angeles fort. Bereits während ihrer Ausbildung tanzte sie Solo- und Gastrollen an verschiedenen Theatern.
  • An der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig studierte Stela Korljan Choreografie. Als Solotänzerin und Choreografin war sie am Staatstheater Braunschweig und in Gera/Altenburg tätig. Eine Gastchoreografie führte sie an die Semperoper in Dresden, und von 2000-2010 war sie Ballettdirektorin und Chefchoreografin am Schleswig-Holsteinischen Landestheater.
  • Mit Basis in Flensburg ist Stela Korljan seit 2010 freischaffend als Choreografin, Regisseurin und Dozentin in Deutschland und Europa tätig.

VORSTELLUNGEN
• 17.11. – 11.30 Uhr PREMIERE im Rahmen des DEFINE electronic music festival im ALSION
• 17.11. – 16.00 Uhr Vorstellung im Rahmen des DEFINE electronic music festival im ALSION
• 18.11. – 9.00/11.00 Uhr 2 Schulvorstellungen im Alsion, Sonderburg

Eintrittskarten für die Vorstellungen am 17. November sind über www.sonderborgbilletten.dk erhältlich.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf www.graesstraaet.dk (Dänisch und Deutsch) und auf der Facebook-Seite „Græsstrået“.