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2013 "Freiheit"

Tanztheater und politische Bildung
Internationale Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg

Workshopleitung / Choreographie und Inszenierung:Stela Korljan
Fotos: Karin Baum
Presse

Wege zur Freiheit im Tanz

Workshop auf dem Scheersberg verband Tanztheater und politische Bildung.

von rad 12. April 2013, 07:21 Uhr

Steinbergkirche | Politische Bildung und Tanztheater, wie passt das zusammen? Die atemberaubende Antwort darauf lieferten jetzt Teilnehmer eines Workshops auf dem Jugendhof Scheersberg. Sieben junge Mädchen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren und eine etwas ältere Dame von 60 Jahren erarbeiteten für sich in nur fünf Tagen das Thema „Demokratie stärken“ in einer Weise, dass die zahlreichen Zuhörer bei der abschließenden Präsentation einfach sprachlos waren.

Unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat der Scheersberg das besondere Programm ins Leben gerufen. Für dieses Projekt holte sich Hartmut Piekatz, Leiter des Jugendhofs, kompetente Hilfe. Stela Korljan, bekannt als ehemalige Ballett-Direktorin des Landestheaters, sagte begeistert zu. Mit der Gruppe, die sich erst einmal kennen lernen durfte, erarbeitete sie zunächst das Hauptthema „Freiheit über alles!“ Dann wurde diskutiert, probiert, korrigiert – überall, am Strand, in den Außenanlagen und im Malersaal.

Korljan hatte ein großes Ziel: „einen Weg zu finden, mit Bewegung etwas zu bewegen“ – und die famose Truppe folgte ihr nicht nur, sondern gab von sich aus wichtige Impulse. Daraus ergaben sich zwangsläufig Konflikte, aber auch neue Freundschaften. Tiefes Vertrauen in sich selbst und die ganze Crew wurde gefunden und dazu wohl das Schwierigste: die Fähigkeit, ganz persönliche Emotionen öffentlich zu präsentieren.
„Freiheit über alles“ wurde dann zu etwas unglaublich Anrührendem, etwas, das für sich selbst sprach. Aus einer sich windenden Urmasse heraus krochen die acht Protagonistinnen ans Licht der Freiheit, wurden zu Individuen, spiegelten sich und ihre Ängste und Freuden in den jeweils Anderen. Es gab viele berührende Momente, als die Mädchen das Licht der Freiheit entdeckten. Und wie schnell verkehrte sich die Szenerie ins Gegenteil: Sie grenzten aus, gerieten in Abhängigkeiten, ließen Wut und Hass aus sich heraus strömen, bis eine „Stopp!“ schrie. Auch die Angst regierte zeitweise, man unterwarf sich und geriet in einen Teufelskreis. Gab es eine Befreiung aus dem Chaos? Ja – als schließlich alle zusammenhielten, sich mutig dem inneren und äußeren Feind entgegen stellen. Jede hat viel da raus gelernt, die Teilnehmer sind ein Stück ihres Lebensweges zusammen gegangen. So umwerfend und unvergesslich kann politische Bildung sein.

– Quelle: https://www.shz.de/17455 ©2021