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2009 „Blendend Schwarz“

Nach Libretto von Reiner Schmeckthal – Bühne und Kostüm Sibylle Meyer – Weltpremiere – SH-Landestheater

Libretto:Reiner Schmeckthal
Bühne und Kostüm:Sibylle Meyer
Fotos: Heiner Seemann
Inszenierung und Choreographie:Stela Korljan
Presse

Faszinierendes Paradebeispiel

Begehrt, bejubelt, krank und genial: Miles Davis, legendärer Jazz-Trompeter, wird mit einem
Ballett gewürdigt. Heute hat im Landestheater Rendsburg der Tanz „Blendend Schwarz“
Uraufführung.

von hp
12. September 2009, 03:59 Uhr

„Ich habe vier oder fünf Mal die Musik revolutioniert. Und warum sind Sie hier?“ So stauchte er einmal eine weiße Bankiersfrau zusammen, die sich gewundert hatte, warum er beim Bankett des US-Präsidenten eingeladen sei. Tatsächlich prägte der schwarze Musiker Miles Davis (1926-1991) fast ein halbes Jahrhundert lang verschiedene Stilepochen des Jazz maßgeblich.

Die künstlerische Leistung des „King of Jazz“ ist hinreichend dokumentiert. Doch was für ein Mensch war Miles Davis? Eine Antwort auf diese Frage soll eine Ballett-Produktion des Landestheaters liefern. Heute (19.30 Uhr) hat in Rendsburg die getanzte Biographie „Blendend Schwarz – Das Leben einer Jazz-Legende“ Uraufführung. In einer Choreografie von Ballettdirektorin Stela Korljan nach einem Libretto und einer Musikauswahl von Verwaltungsdirektor Reiner Schmeckthal wird die persönliche Entwicklung des größten Jazztrompeters aller Zeiten nachgezeichnet.

Für Jazzfan Reiner Schmeckthal, der 120 Schallplatten und CDs von Miles Davis besitzt, war die
Arbeit für eine große Bühnenproduktion Neuland.

„Die Annäherung an die Welt der Künstler und Tänzer war sehr spannend und lehrreich.“ Für die
Handlung des Balletts habe er die Autobiographie von Miles Davis zugrunde gelegt. Die Lektüre
hatte den Verwaltungschef bereits vor fünf Jahren fasziniert. „Doch erst jetzt war die Zeit reif, den
Stoff für unser Ballett aufzugreifen.“

Auch Choreografin Stela Korljan, die sich schon wiederholt einen Namen mit Rockballetten gemacht hat, ist von der Genialiät des Musikers Miles Davis in den Bann gezogen. „Wir gehen intensiv auf seine inneren Zustände ein“, kündigt die Ballettdirektorin an. Gezeigt werde sowohl sein unbändiger Schaffensdrang als auch seine Drogensucht. Und auch die Liebe des schwarzen Musikers zur Chansons-Sängerin Juliette Gréco und sein Verhältnis zu Frauen, aber auch der Rassismus im Amerika des vorigen Jahrhunderts, spiele in dem Psychogramm eine wesentliche Rolle.

„Das Schicksal von Miles Davis hat Allgemeingültigkeit“, sagt Stela Korljan. Er sei das Paradebeispiel eines Genies: begehrt, bejubelt, geplagt von Sucht und Krankheiten, rastlos, einsam, verletzend und verletzlich. „Mit dieser Liste gehört Miles Davis in eine Reihe mit Picasso, da Vinci, Jimi Hendrix und Beethoven.“

Quelle: https://www.shz.de/698161 ©2021

Presse

Der "King of Jazz" auf der Ballettbühne

Uraufführung am Landestheater in Rendsburg: „Blendend Schwarz“ schildert das Leben
von Miles Davis.

von Helma Piper
11. September 2009, 06:53 Uhr

Rendsburg | Über den größten Jazz-Trompeter aller Zeiten, den charismatischen Miles Davis, existieren unzählige Publikationen. Gibt es angesichts der Fülle von Material überhaupt noch Neues zu dem Musiker zu sagen? Die Antwort lautet am Landestheater eindeutig: Ja. Morgen wird die Ballett-Biografie „Blendend Schwarz – das Leben einer Jazz-Legende“ in Rendsburg uraufgeführt.

Die Anregung lieferte der Verwaltungsdirektor des Landestheaters Reiner Schmeckthal. Der Jazz-Fan besitzt 120 Schallplatten und CDs von Miles Davis. Er bestimmte die Musikauswahl und schrieb das Libretto. „In Rückblenden zieht das Leben von Miles Davis vorüber“, verrät der Fachmann. Erzählt werde die Geschichte eines Genies – geplagt von Krankheiten und Drogensucht, unbändig im Schaffensdrang und wegweisend für die Musikgeschichte.

„Das Schicksal von Miles Davis hat Allgemeingültigkeit“

Für den Chef des „nicht-künstlerischen“ Theaterbetriebs bedeutete die Arbeit für die Ballettbühne eine Premiere. „Der Seitenwechsel war eine ganz neue Erfahrung“, gesteht Schmeckthal. Für seine „Entdeckungsreise“ hatte er eine Expertin an der Seite. Ballettdirektorin Stela Korljan entwickelte die Choreografie. Die Leiterin der Tanz-Compagnie hat sich bereits mit mehreren Rockballetten einen Namen gemacht.

„Das Schicksal von Miles Davis hat Allgemeingültigkeit“, sagt Korljan. Der „King of Jazz“ sei ein Paradebeispiel für ein Genie. „Er war ein Erneuerer, ein Visionär, immer auf der Suche und innerlich zerrissen.“ Daher konzentriere sich das Ballett auf einen Wesenszug von Miles Davis, den Schmeckthal und Korljan bestens nachvollziehen können: Die fanatische Hingabe an die Musik.

Quelle: https://www.shz.de/694311 ©2021

Presse

Lebensbilder eines Genies

„Blendend Schwarz“ – ein glanzvolles Stück über Miles Davis, sein exzessives Leben und seinen Zusammenbruch.

von S. Christiani
14. September 2009, 10:44 Uhr

Mit einer glanzvollen Uraufführung meldete sich das Ballett des Landestheaters aus der Sommerpause zurück: „Blendend Schwarz“, ein Stück nach der Idee von Reiner Schmeckthal, choreografiert von Stela Korljan. Musik
und Biografie von Jazz-Legende Miles Davis lieferten die Vorlage für einen Bilderreigen, der auf allzu plakative Illustrationen weitgehend verzichtet.

Die Handlung bewegt sich in rascher Szenenfolge vom Zusammenbruch des Künstlers über Rückblenden auf sein exzessiv geführtes Leben im Spannungsverhältnis zwischen Genie und Drogensucht bis hin zu seinem
frühen Tod. Gelungen ist das dezent gehaltene Bühnenbild von Sibylle Meyer, die drei schimmernde Ringe über dem Boden schweben lässt – Lichtreflexen auf einem riesigen Trompetentrichter gleich. Hier agieren zwischen senkrecht aufragenden Lichtsäulen die hervorragenden Tänzer – allen voran Solist Azat
Gharibyan. Zunächst kraftvoll mit athletischen Sprüngen und energischen Gesten wird dieser Miles sein Instrument erlernen, als Verführer die Frauen umgarnen und sich in leidenschaftlicher Umarmung seiner Geliebten Juliette Gréco (Anika Hendrikx-Sabau) widmen. Später wird er seine Spannkraft verlieren – als torkelnder Spielball, willenlos ausgeliefert dem Ringen zwischen zwei starken allegorischen Figuren. Aussichtslos sind die beschützenden Gesten seiner Muse (Li Tan) im Kampf gegen die Droge (Alexandra Pascu), die sich witternd wie ein Tier auf Beutejagd an ihr Opfer heranschleicht.

Nachhaltig sind diese Bilder von den Abgründen der Sucht – atmosphärisch untermalt mit sirrenden Tonfolgen des norwegischen Avantgarde-Trompeters Arve Henriksen.

Ein bemerkenswertes Ballett, ein eindrucksvoller Abend.

Quelle: https://www.shz.de/700196 ©2021